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Rufi Thorpe
Only Margo
Aus dem amerikanischen Englisch von Heike Reissig
Ca. 336 Seiten
Preis: € 18,00 [D] / € 18.50 [A]
ISBN 978-3-7530-0103-6
Erscheinungstermin: 28. JANUAR 2025

Rufi Thorpe

Only Margo

Ein herzerwärmender, lustiger, und gleichzeitig ernster Roman über eine junge Frau, die sich der harten Realität des selbstständigen Lebens stellen muss

Margo braucht Geld. Seit sie ungewollt von ihrem Collegeprofessor schwanger wurde, der sie jetzt mit dem Kind alleinlässt, mehr denn je. Wie Margo es auch dreht und wendet, kein Job scheint passend zu sein oder könnte auch nur ansatzweise ihr Leben mit einem Baby finanzieren. Durch einen Zufall wird sie auf die Plattform OnlyFans aufmerksam, und Margo ist fasziniert von dieser Welt, in der Frauen mit sich und ihrem Körper experimentieren und offenbar gut dabei verdienen. Also beginnt auch sie, Inhalte zu produzieren. Dabei erhält sie Unterstützung von ihrer Mitbewohnerin Suzie, einem großen Cosplay-Fan, und auch von ihrem Vater Jinx, einem Ex-Wrestlingprofi. Ehe sie es sichs versieht, ist Margo ein Onlinephänomen. Könnte dies die Antwort auf ihre Probleme sein, oder hat der Internetruhm einen zu hohen Preis?

 

Zur Übersetzerin

Übersetzerin HEIKE REISSIG, hat u. a. Werke von Lauren Weisberger, Charlie Lovett, Stephanie Butland, Mary Beth Keane und Dizz Tate übersetzt. Für ihre Arbeit wurde sie bereits mit mehreren Stipendien des Deutschen Übersetzerfonds ausgezeichnet. Sie lebt in Köln.

Im Gespräch mit Rufi Thorpe

Wie würden Sie Only Margo in drei Worten
beschreiben?

Marxistische Mommy Milkers.

Hat Margos Geschichte Sie schon lange beschäftigt? Wie lang war der Schreibprozess?

Die Idee einer Figur, die Sexarbeiterin und Mutter ist, schwebte mir schon lange vor, aber das Buch selbst wurde in nur etwa drei Jahren geschrieben.

Hat die Recherche und das Schreiben Ihre Sicht auf OnlyFans verändert? Oder besser gesagt, wie sahen Sie die Plattform vorher?

Als ich zum ersten Mal von OnlyFans hörte, war ich völlig verwirrt. Ich verstand nicht, warum Männer dafür bezahlen sollten, diesen Accounts zu folgen, wo es doch so viele kostenlose pornografische Inhalte im Internet gibt. Aber je mehr ich darüber lernte, desto faszinierter war ich. Ich würde sagen, dass sich mein Denken erst während des Schreibens wirklich geändert hat. Ich dachte, ich hätte eine sehr liberale, aufgeklärte Einstellung zu Sexarbeit im Allgemeinen und zu OnlyFans im Besonderen, aber sobald ich zu schreiben begann, stand ich mir selbst im Weg. Ich hatte eine Menge ungeprüfter, unbewusster Annahmen und Vorurteile, die gründlich entwirrt werden mussten. Also begann ich zu lesen, denn meiner Erfahrung nach sind Bücher der beste Weg, den Verstand zu durchforsten. Besonders gut gefiel mir ein Buch mit dem Titel Revolting Prostitutes: The Fight for Sex Workers’ Rights von Juno Mac und Molly Smith. Insgesamt bin ich von dem Gedanken, dass OnlyFans faszinierend und ein wenig geschmacklos ist, dazu übergegangen, es als eine radikale Demokratisierung der Kommerzialisierung von Frauenkörpern zu betrachten.

Verstehen Sie das Buch als etwas, was der Aufklärung dienen soll? Ist Sexarbeit ein Thema, mit dem Sie sich schon lange beschäftigen?

Es kam mir nie in den Sinn, dass ein Roman die Menschen aufklären könnte oder sollte, vielleicht weil ich selbst so weit davon entfernt bin, alles für mich geklärt zu wissen. Wenn überhaupt, dann schreibe ich über Dinge, die mich verwirren oder über die ich im Zwiespalt bin. Wenn ich zum Beispiel mit der Sexarbeit so einverstanden bin, warum will ich sie dann nicht machen? Warum wäre ich so besorgt, wenn ein enger Freund in dieses Milieu wollte? Was sind die komplexen Faktoren, die meine Sorge begründen? Im Amerika der 90er-Jahre, als ich aufwuchs, gab es eine sehr falsche Art von Sex-Positivität, auch wenn das puritanische Slut-Shaming darunter blieb. Dieses Buch war eine Möglichkeit, all das für mich selbst auseinanderzunehmen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Wrestling und OnlyFans zu verbinden?

Ehrlich gesagt begann meine Wrestlingobsession zur selben Zeit, als ich mein Buch schrieb. Und als ich die Idee mit Jinx hatte, wusste ich sofort, dass er in dem Buch vorkommen musste. Schon beim Verfassen der ersten Szene mit ihm. Aber erst nach der Hälfte des ersten Entwurfs wurde mir klar, wie sehr sich Wrestling und OnlyFans ähneln und welch glückliche Eingebung dieser Impuls, Wrestling im Buch unterzubringen.

Was fasziniert Sie am Wrestling?

Das Fehlen jeglicher Grenze zwischen dem, was echt ist, und dem, was fake ist. Sowohl in Bezug auf das, was physisch im Ring passiert – einige der Moves sind offensichtlich vorgetäuscht, einige der Moves tun scheiße weh, manchmal verlieren die Leute die Fassung, und ein Match, das im Voraus arrangiert war, wird zu einem Shoot (d. h. ein echter Kampf). Aber auch außerhalb dessen, was physisch und athletisch vor sich geht, ist die Grenze zwischen einem Wrestler und seiner Persona oft sehr unklar. Eine gelungene Persona verkörpert eine tiefe Wahrheit über einen Wrestler, aber es ist auch eine Figur, die sie oft so viele Jahre lang spielen, dass sie zu einer liebevollen Erweiterung ihrer selbst wird. So sehr, dass Goldust Vince die Idee unterbreitete, sich als Teil eines Handlungsbogens für seine Figur tatsächlich Brustimplantate einsetzen zu lassen. Der Versuch zu verstehen, was beim Wrestling echt und was unecht ist, nimmt kein Ende. Es ist eine Frage, die immer komplizierter wird, je mehr man weiß.

Was hat Ihnen an Margo am besten gefallen?
Gibt es eine Figur, die Sie besonders schwierig
zu schreiben fanden?

Margo besitzt eine seltene Art von masochistischem Optimismus, bei dem sie bereit ist, einfach weiterzumachen, egal wie oft das Leben ihr eine Ohrfeige verpasst. Das ist vielleicht das, was mir an ihr am besten gefällt, abgesehen von ihrer Völlerei. Sie liebt es zu essen, und es hat wirklich Spaß gemacht, das ganze Essen im Buch zu beschreiben.
Ich glaube, die schwierigste Figur, die ich schreiben musste, war JB. Er bekommt nicht sehr viel Zeit auf den Seiten, also musste ich ihn relativ schnell und oft allein durch E-Mails richtig hinbekommen. Es kann schwierig sein zu vermitteln, wer jemand ist, ohne seinen Körper, seine Präsenz, die Art, wie er sich bewegt und reagiert, zu beschreiben. Die Leserinnen und Leser können ihn nur so sehen, wie er sich Margo präsentiert, d. h. durch die Maske der subtilen Persona, die er annimmt, um sie zu umwerben. Es gibt viele Männer, die sich in Margo verlieben könnten. Aber ich musste einen erfinden, der so kompliziert ist, dass er daran interessiert ist, sie nicht nur zu besitzen, sondern auch zu kennen.

ZUR AUTORIN

Foto: Leyna Ambron